Marksteine für Bildung mit Freude und Lernen ohne Schulzwang

23. Mai 2009

60 JAHRE GRUNDGESETZ

23. Mai: Tag des Grundgesetzes, Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland 1949

Das Grundgesetz wurde heute vor 60 Jahren in Bonn verkündet und unterzeichnet. Es war ursprünglich als Provisorium geplant, wurde nach der Wiedervereinigung als gesamtdeutsche Verfassung übernommen und hat in seiner sechzigjährigen Geschichte bereits 52 Änderungen und Ergänzungen erlebt.

Der Ausbau der Grund- und Menschenrechte war von Anfang an ein zentrales Anliegen der Grundgesetz-entwicklung. Im Parlamentarischen Rat hatte eher die Vorstellung dominiert, dass die Freiheit gegen den Staat geschützt werden müsste. Freiheitsrechte waren als Verbote an die öffentliche Hand formuliert, die Freiheit der Menschen zu beeinträchtigen. Das entsprach den elementaren Menschenrechtsstandards der damaligen Zeit. Politische Mitwirkungsrechte und soziale Garantien fanden sich allenfalls in Ansätzen.

(aus: Das Grundgesetz im Wandel der Zeit von Christoph Gusy, Seite 2 – Hervorhebungen von mir)

In diesem Zusammenhang sei vor allem daran erinnert, dass nun schon seit einiger Zeit stetig darauf hingearbeitet wird, sogenannte Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Das aber ist unnötig, da Kindern genauso wie den Volljährigen alle Grund- und Menschenrechte vollumfänglich zustehen! Kinder sind Menschen! Da Kinder, insbesondere natürlich in den jungen Jahren, auch schutzbedürftig sind und manche Dinge noch nicht alleine entscheiden können, geht es in Wirklichkeit darum, wer in Zukunft diese Entscheidungen für die Kinder fällen wird und wer im Bedarfsfall den Schutz übernehmen wird.

In Zeiten wie den unsrigen darf man mit gutem Grund daran zweifeln, ob die Verankerung von Kinderrrechten im Grundgesetz wirklich eine humanitäre Geste gegenüber den Minderjährigen ist oder nicht tatsächlich nur die Freiheit des Einzelnen gegenüber dem Staat und seinen Organen zunehmend aushöhlen soll. Der Staat als Wächter der Rechte von Kindern gegenüber deren Eltern, seine Organe als Ausübende von Sorgerechten – das ist das eigentliche Ziel. Das Versagen weniger Eltern, in der Öffentlichkeit breitgetreten, wird dazu benutzt, Eltern grundsätzlich so hinzustellen, als ob alle Kinder einen von diesen unabhängigen eigenen Schutz bräuchten, welcher staatlicherseits wahrgenommen werden soll.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass aus Rechten schnell Pflichten werden. Das Recht des Kindes auf Bildung wird mit der Pflicht zum Schulbesuch beantwortet – kommt das Kind dieser Pflicht nicht nach, wird die Pflicht mit Zwang – mit staatlichem Zwang – durchgesetzt. Das Recht jeden Kindes auf einen Betreuungsplatz ab Geburt – wie es ab dem Jahr 2013 gelten soll – wird zur Pflicht werden, wenn Eltern weiterhin von staatlichen Leistungen abhängig sind bzw. diese in Anspruch nehmen wollen, oder sicherlich auch, wenn Staatsvertreter befinden, dass das Kind in der Institution besser betreut wäre als im Elternhaus. Der Willkür werden im letzteren Fall Tür und Tor geöffnet sein, denn am Hebel der Macht sitzen die Staatsvertreter. Ein Beispiel für den ersten Fall sind die ALG 2-Leistungen, denn wer diese erhalten will, der muss dem Arbeitsmarkt zu Verfügung stehen, und das kann er nur, wenn das Kind entsprechend betreut ist. Das Recht auf einen Betreuungsplatz ab Geburt wird dann von betroffenen Eltern verpflichtend genutzt werden müssen.

In Österreich gibt es (in einzelnen Bundesländern) schon heute einen Extrazuschlag zur Kindeserziehung, wenn man sein Kind impfen lässt – wer nicht impfen lässt, der bekommt diesen Zuschlag nicht. So wird durch die Hintertüre für finanziell schwache Familien eingeführt, was es eigentlich nicht gibt: eine Impfpflicht der anderen Art.

Bedenkenswert ist auch – gerade im Hinblick auf die im Herbst anstehenden Bundestagswahlen – dass Änderungen des Grundgesetzes unter einer großen Koalition besonders leicht durchgesetzt werden können!

Lesenswerte Beiträge zum Thema 60 Jahre Grundgesetz:

Christoph Gusy: Das Grundgesetz im Wandel der Zeit (Bundeszentrale für politische Bildung)
– daraus dieses nachdenkenswerte Zitat:

Die Verfassung der USA gilt seit über 200 Jahren. Ihr Text umfasst 10 Druckseiten, lässt also Vieles offen, ist aber auch erst 27mal ergänzt worden. Eine erstaunliche Stabilität, welche dazu geführt hat, dass der maßgebliche politische Wandel von der Rechtsprechung vorgenommen wurde.

Das Grundgesetz ist diesen Weg nicht gegangen. Es ist deutlich länger (58 Druckseiten), regelt also auch viel mehr Einzelheiten und ist viel häufiger geändert worden. Dies geschah jeweils durch Zwei-Drittel-Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat. […]

Bernd Ulrich: 60 Jahre Grundgesetz (Deutschlandradio Kultur)
– daraus dieses nachdenkenswerte Zitat:

Eine große Chance wurde gewiss vertan, als es nach der Wiedervereinigung darum ging, über eine gesamtdeutsche Verfassung oder auch ein nur leicht überarbeitetes Grundgesetz das Volk abstimmen zu lassen. Artikel 146 des Grundgesetzes schrieb dies vor, doch fand sich keine parlamentarische Mehrheit, – unter anderem mit dem Argument, die Qualität des erfolgreichen Grundgesetzes dürfe nicht verspielt werden. Dahinter verbirgt sich allerdings eine tief sitzende Furcht vor dem Volk – und eine immer noch zu wenig selbstbewusste Demokratie. Am Grundgesetz liegt es jedenfalls nicht.

älterer Post zum Thema:
Tag des Grundgesetzes (vom 23. Mai 2008)

6. Mai 2009

EUROPAWOCHE UND EUROPATAG DER EUROPÄISCHEN UNION

Filed under: Aktionstag, Gedenktag, Geschichtliches — Schlagwörter: , , , , — eljascha @ 8:42 pm

logoeuropawoche200_200x92

02. bis 10. Mai 2009: Europawoche, eine gemeinsame Aktion der deutschen Länder, der Bundesregierung, der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, seit 1994
Die Europawoche

01. Mai: Erweiterung der Europäischen Union 2004, Rückblick auf den Beitritt acht ehemals kommunistischer Staaten sowie von Malta und Zypern zur Europäischen Union vor fünf Jahren
Zeit Online zu EU-Osterweiterung

05. Mai: Jahrestag der Gründung des Europarates in London, Feier des 60. Jahrestages seit seiner Gründung im Jahr 1949

Der Europarat, dem mittlerweile 47 Staaten Europas angehören, wurde am 5. Mai 1949 durch den „Zehnmächtepakt“ begründet. Die „Europa-Fahne“ des Europarates mit den zwölf Sternen auf blauem Hintergrund wurde später von der Europäischen Union (so die offizielle Bezeichnung seit 1992, zuvor u. a. Europäische Gemeinschaft) übernommen.europafahne1

Auf der Europafahne sind zwölf goldene Sterne zu sehen, die im Kreis angeordnet sind. Sie stehen für die Solidarität und Harmonie zwischen den europäischen Völkern. Die Zahl der Sterne hat nichts mit der Anzahl der Mitgliedstaaten zu tun: Die Zahl zwölf ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Die Flagge wird darum auch nicht verändert, wenn neue Staaten in die Europäische Union eintreten. (Q-World.de)

09. Mai: Europatag der Europäischen Union, seit 1986, in Gedenken an die Erklärung des französischen Außenministers Robert Schuman. Dieser hatte 1950 ein in Frieden geeintes Europa gefordert.
Was ist der Europatag?

Schuman-Erklärung vom 9. Mai 1950

Foto Europa-Fahne: enhotec / PIXELIO

21. Februar 2009

INTERNATIONALER TAG DER MUTTERSPRACHE

International Mother Language Day

Internationaler Tag der Muttersprache

Historisch nimmt der Tag der Muttersprache Bezug auf den 21. Februar 1952. Damals fand in Dhaka, der Hauptstadt des damaligen Ost-Pakistan, eine Demonstration gegen den Beschluss der Regierung statt, die Sprache Urdu zur Amtssprache zu erheben. Urdu war die Sprache der herrschenden Schichten in Pakistan und die Sprache der Muslim-Liga, auf deren Betreiben der Staat Pakistan gegründet wurde. Urdu wurde nur von etwa 3 Prozent der Bevölkerung gesprochen, während über 56 Prozent der Gesamtbevölkerung West- und Ost-Pakistans Bengali (Bangla) als Muttersprache pflegten. In Ost-Bengalen, dem damaligen Ost-Pakistan, lag der Anteil sogar bei 98 Prozent. 1971 erklärte Ost-Bengalen nach neunmonatigem Bürgerkrieg seine Unabhängigkeit von Pakistan, Landessprache im neuen Staat Bangladesch war fortan Bengali.

Sprachliche und kulturelle Vielfalt repräsentieren universelle Werte, die Einheit und Zusammenhalt einer Gesellschaft stärken. Der Internationale Tag der Muttersprache erinnert an die Bedeutung des Kulturgutes Sprache. Er soll die Sprachenvielfalt und den Gebrauch der Muttersprache fördern und das Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Traditionen stärken.

Auf Vorschlag der UNESCO haben die Vereinten Nationalen den 21. Februar als Internationalen Tag der Muttersprache ausgerufen. Er wird seit 2000 jährlich gefeiert.

Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission e.V.

buchstaben_geralt-pixelioMit Deutsch als Muttersprache befaßt sich die Gesellschaft für deutsche Sprache – GfdS. Sie gibt unter anderem die Fachzeitschrift Muttersprache. Vierteljahresschrift für deutsche Sprache heraus. Für ein breiteres Publikum interessant sein könnten die Preisaufgaben aus Der Sprachdienst sein. Noch bis Ende Februar geht es darum, Wörter mit der Vorsilbe un- zu finden, die kein positives Gegenstück in der deutschen Sprache haben (Beispiel: Unhold). Bis Ende März werden dann Wortbeispiele gesucht, die gleichviel oder mehr Vokabeln als Konsonanten besitzen, was im Deutschen eher selten vorkommt. Konsonantenreiche Wörter wie Strand sind häufig, vokabelreiche wie eineiig rar. Den Teilnehmern an diesen Preisaufgaben winken Buchpreise.

Foto: Gerd Altmann (geralt) / PIXELIO

Im Portal zur Sprachpflege „entsteht ein ständig wachsendes Nachschlagewerk über Sprachpflege und Sprachpolitik“. Auch in diesem Wiki gibt es eine Seite zum Internationalen Tag der Muttersprache.

24. Oktober 2008

TAG DER VEREINTEN NATIONEN – UNITED NATIONS DAY

24. Oktober: Tag der Vereinten Nationen, Vereinte Nationen, Jahrestag der UN-Charta, 1945 in Kraft getreten

Der Tag der Vereinten Nationen wurde vor sechzig Jahren erstmals ausgerufen. Am 24. Oktober 1945 trat die Charta der Vereinten Nationen in Kraft, und seit dem Jahr 1948 wird der Tag des Inkrafttretens dieser Charta als Tag der Vereinten Nationen gefeiert.

Deutsch gehört übrigens nicht zu den Amtssprachen der Vereinten Nationen. Die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen sind: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch. Zur deutschen Homepage der Vereinten Nationen geht es hier.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon:

„Die Vereinten Nationen müssen Ergebnisse für eine sicherere, gesündere und wohlhabendere Welt liefern“

Erklärung zum Tag der Vereinten Nationen, 24. Oktober 2008

WIEN, 24. Oktober (UNO-Informationsdienst) – Zum 63. Geburtstag unserer Organisation will ich mit Ihnen den diesjährigen Tag der Vereinten Nationen feiern.

Dies ist ein entscheidendes Jahr im Leben der Vereinten Nationen: Gerade haben wir die Halbzeit im Kampf um das Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele überschritten – unserer gemeinsamen Vision eine bessere Welt im 21. Jahrhundert zu schaffen. Klarer als jemals zuvor müssen wir erkennen, dass niemand vor den Gefahren des 21. Jahrhunderts gefeit ist. Weder Klimawandel, Verbreitung von Krankheiten und tödlichen Waffen, noch die Geißel des Terrorismus macht vor Grenzen Halt. Wenn wir das globale Gemeinwohl fördern wollen, müssen wir die weltweiten öffentlichen Güter sichern.

Viele Länder sind noch nicht auf dem richtigen Weg, die Millenniums-Entwicklungsziele bis 2015 zu erfüllen. Ich bin auch über die Folgen der weltweiten Finanzkrise in tiefer Sorge. Nie waren Führung und Zusammenarbeit wichtiger.

Umso bemerkenswerter sind unsere Erfolge der hochrangigen Veranstaltung zu den Millenniums-Entwicklungszielen im September. Dort ist es uns gelungen, eine breitgefächerte Koalition für den Wandel – aus Regierungen, Vorstandsvorsitzenden und Vertretern der Zivilgesellschaft – an einen Tisch zu bekommen. Wir schufen eine noch nie dagewesene Bereitschaft, für die Hilfe der Armen der Welt Verpflichtungen einzugehen und Partnerschaften zu knüpfen.

Die endgültigen Zahlen liegen noch nicht vor, aber die gesamte, bei der Veranstaltung zugesagte Summe dürfte 16 Milliarden US-Dollar überschreiten.

Partnerschaft ist der Weg der Zukunft. Betrachten Sie nur die Fortschritte in Bezug auf Malaria. Unsere Bemühungen in der weltweiten Malariabekämpfung haben uns nahe an den Punkt gebracht, eine Krankheit einzudämmen, die alle 30 Sekunden ein Kind tötet. Gelungen ist uns das durch konzentrierte Länderplanung, größere Finanzmittel, koordiniertes globales Management sowie erstklassige Wissenschaft und Technologie.

Wir benötigen Musterbeispiele wie diese, um weitere Herausforderungen anzugehen, einschließlich des Klimawandels, diesen besonders im Vorfeld der Konferenzen in Posen und Kopenhagen. Wir brauchen diese Beispiele, um alle anderen Millenniums-Entwicklungsziele zu erfüllen.

Lassen Sie uns weiter daran mit dem Blick voraus arbeiten. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Vereinten Nationen müssen Ergebnisse für eine sicherere, gesündere und wohlhabendere Welt liefern. Am heutigen Tag der Vereinten Nationen rufe ich alle Partner und Führungspersönlichkeiten dazu auf, ihren Beitrag zu leisten und ihre Versprechen zu halten.

URL: http://www.unis.unvienna.org/unis/de/pressrels/2008/unissgsm077.html

Dass die Vereinten Nationen auch Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung in die verschiedensten Länder entsenden, dürfte hier in Deutschland seit der Reise des UN-Sondernberichterstatters Vernor Muñoz Villalobos Anfang 2006 einigermaßen bekannt sein. Alle relevanten Informationen hierzu können hier nachgelesen werden. Weitere Leseempfehlungen: Impressionen unmittelbar vom Ende der Reise in der F.A.Z., ein Artikel über den zusammenfassenden Ergebnisbericht des Sonderberichterstatters und die Reaktionen darauf im Handelsblatt und ein Interview mit der Vorgängerin von Herrn Muñoz, Frau Katarina Tomasevski, in der taz.

3. Oktober 2008

TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT

Filed under: Gedenktag — Schlagwörter: , , , — eljascha @ 11:42 am

03. Oktober: Tag der Deutschen Einheit, seit 1990

Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist laut Einigungsvertrag seit 1990 Deutschlands Nationalfeiertag, da an diesem Datum die Deutsche Wiedervereinigung vollzogen wurde. Der 3. Oktober ist ein gesetzlicher Feiertag der Bundesrepublik Deutschland.

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Das wiedervereinte Deutschland ist dieses Jahr erwachsen geworden:

Image

Quelle: Die wiedergefundene Einheit der Deutschen am 3. Oktober 1990

26. September 2008

EUROPÄISCHER TAG DER SPRACHEN

Filed under: Aktionstag, Gedenktag — Schlagwörter: , , , , , — eljascha @ 2:34 pm

26. September: Europäischer Tag der Sprachen

Einen kurzen Artikel und Links zum Europäischen Tag der Sprachen finden Sie hier.

Aufmerksam machen möchte ich auf die Aktion „Language Treasures„, zu der Sie hier Ihren Beitrag leisten können.

8. September 2008

WELTBILDUNGSTAG – WELTALPHABETISIERUNGSTAG

08. September: Weltbildungstag/Weltalphabetisierungstag, UNESCO, 1966 proklamiert, seit 1967

Zum heutigen Gedenktag möchte ich auf eine Artikelserie bei dieGesellschafter.de hinweisen:

Kapitel 1

„In Deutschland ist das Menschenrecht auf Bildung erfüllt!“ Ein Satz, der auf den ersten Blick zu stimmen scheint: Anders als in einem Entwicklungsland hat jedes Kind das Recht auf einen Schulplatz, die Eltern müssen kein Schulgeld zahlen und mit dem entsprechenden Abschluss steht jedem jungen Erwachsenen der Weg ins Studium offen. Umso konsternierter waren viele, als der UN-Sonderberichterstatter für Bildung, Vernor Munoz Villalobos, bei seiner Inspektionsreise im April dem deutschen Bildungssystem die Leviten las: Die frühe Verteilung auf verschiedene Bildungszweige hindere Kinder in Deutschland daran, ihr volles Potential auszuschöpfen. Außerdem sei die Infrastruktur für Schüler mit Behinderungen unzulänglich. Villalobos beschämendes Fazit: „Ich habe das Gefühl, dass sich das deutsche Bildungssystem nicht darauf konzentriert, alle einzubeziehen, sondern eher Trennungen schafft.“
Nicht zu den PISA-Besten zu gehören, kratzt am Selbstbewusstsein. Systematisch gegen wesentliche Punkte des Menschenrechts auf Bildung zu verstoßen, trifft eine demokratische Gesellschaft ins Mark. Vor allem Kindern aus sozial schwächeren Schichten und Migrantenkindern wird die in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ garantierte Bildung vorenthalten. Aber auch Kinder mit Behinderungen und Hochbegabungen lernen meist weniger als sie könnten. „Unser Bildungssystem ist auf Homogenität angelegt“, sagt Andreas Hinz, Rehabilitationspädagoge an der Universität Halle. Wer nicht ins Raster passt, hat Pech gehabt.
War die Zahl der vermeintlichen Bildungsversager vor zwanzig Jahren gesellschaftlich noch verkraftbar, sieht es heute anders aus. Nicht einzelne Kinder, sondern gleich ganze Klassen und Jahrgangsstufen fallen aus dem System heraus. Dabei bleiben neben den persönlichen Entwicklungschancen auch fundamentale Kulturtechniken auf der Strecke. Bei der ersten PISA-Studie erreichten deutsche Schüler bei der Lesekompetenz nur den 28. von 32 Plätzen. 23 Prozent der 15-Jährigen wurden deshalb als nicht-ausbildungsfähig eingestuft. Bei 25 Prozent reichten die mathematischen Kenntnisse nicht aus. Selbst der sonst so verschmähte Hauptschulabschluss wirkt da wie ein Lottogewinn: Nur 17,7 Prozent der Haupt- und Sonderschüler haben ihn 2002 erreicht.
Die restlichen 82,3 Prozent führt das Bildungssystem in Qualifikationsprogramme und das Sozialsystem. Für eine demokratische Gesellschaft ist das mehr als nur ein moralisches Armutszeugnis. Bildung ist die zentrale Voraussetzung, um in einer sozialen Gemeinschaft leben zu können und die Verwirklichung anderer Menschenrechte zu fördern. Außerdem bietet sie Zugang zur Kultur, die wiederum den Zusammenhalt des Staates stärkt. Und letztlich ist das Bildungssystem auch für den ökonomischen Erfolg eines Landes entscheidend: Wer Weltwirtschaftsmacht sein möchte, darf nicht zur Bildungsbananenrepublik verkommen.

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Zum Thema Alphabetisierung finden Sie mehr unter folgenden Links:

Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
Lesen in Deutschland
BR-online: Wenn das A und O im Alltag fehlt
und ein Blick über die Grenzen: Zentralschweizer Bildungsserver

6. Juli 2008

SCHULZWANG-GEDENKTAG

06. Juli: Schulzwang-Gedenktag, Reichsschulpflichtgesetz 1938

Zum ersten Schulzwang-Gedenktag hat das Netzwerk Bildungsfreiheit eine Presseerklärung herausgegeben und eine Sonderseite eingerichtet, auf der die Presseerklärung und weitere Informationen zum heutigen Tag zu finden sind.

Ergänzend dazu ergeht ein Offener Brief mit folgender Forderung an die Redaktionen verschiedener Zeitungen und einige politische Entscheidungsträger und Verantwortliche im Bildungswesen.

Lernen ohne Zwang sollte endlich Realität werden!

Zum 70. Jahrestag der erstmaligen gesetzlichen Verankerung des sogennanten Schulzwangs.

In Deutschland gibt es einmalig in Europa und vermutlich auch einmalig weltweit den sogenannten Schulzwang-Paragraphen. Schulzwang bedeutet, daß Schüler mit Hilfe der Polizei und notfalls unter Einsatz von Gewalt der Schule zugeführt werden dürfen. Erstmals gesetzlich verankert wurde der Schulzwang durch das Reichsschulpflichtgesetz – vor genau 70 Jahren am 6. Juli 1938. * (vgl. Fußnote)

Da Schulgesetzgebung Ländersache ist, gilt dies für die meisten deutschen Bundesländer. In manchen Ländern gibt es den Schulzwang schon sehr lange, in Hamburg dagegen wurde er erst im Jahr 2005 als Reaktion auf den Tod der kleinen Jessica eingeführt. Jessica wäre eigentlich schulpflichtig gewesen, hatte aber nie eine Schule besucht und war in ihrem Elternhaus jämmerlich verhungert.

Aktuell vom Schulzwang betroffen sind Schüler, die beim Schwänzen angetroffen werden, Schüler, die längere Zeit den Schulbesuch verweigern oder Schüler, die nicht legalisierte Bildungswege wie Homeschooling oder das Lernen per Fernschule gewählt haben. Behördenvertreter und Politiker hoffen, mit solch drastischen Maßnahmen traurige und betroffen machende Fälle wie den von Jessica zukünftig vermeiden zu können. Wenn es eine Schulpflicht gibt, evt. künftig sogar einmal eine Kindergartenpflicht, kann der Staat, wenn diese nicht eingehalten wird, dafür sorgen, dass Kinder, wenn nötig mit Gewalt, in Obhut genommen und in die entsprechenden Einrichtungen gebracht werden.

Aber, hilft das wirklich weiter? Was geschieht mit Kindern wie Jessica in den schulfreien Zeiten? An den Abenden, in den Nächten, in den Ferien? Sollte man nun deswegen alle Kinder rund um die Uhr verpflichtend in Einrichtungen verbringen, am besten sofort nach ihrer Geburt, damit die wenigen schlechten Eltern keinen Schaden mehr anrichten können? In Wirklichkeit ist der Schulzwang menschenrechtswidrig.

Oft haben Eltern und Kinder gewichtige Gründe, die gegen einen Schulbesuch sprechen: Hochbegabung, Lernschwierigkeiten, traumatische Erfahrungen, z. B. durch den Verlust eines Elternteils, Behinderungen und fortgesetztes Mobbing sind einige davon. Unter individueller Betreuung und Begleitung zu Hause können solche Kinder ihren Voraussetzungen entsprechend Leistungen erbringen, die sie in der Schule nie erreichen würden. Auch die vielen Schulschwänzer haben zumeist ernstzunehmende Gründe für ihr Fernbleiben von der Schule, etliche von ihnen meiden die Schule aus Angst vor Gewalterfahrungen, oder weil sie dort mit ihren Voraussetzungen einfach keinen Anschluss an den Lehrstoff finden können. Solchen Fällen mit zum Teil massiver Staatsgewalt zu begegnen, ist nicht richtig. Im Gegenteil müssten Bildungswege gefördert werden, die auch hier noch Erfolge bringen.

Sollten wir nach 70 Jahren den Schulzwang nicht lieber fallen lassen? Kinder und Jugendliche, die von den Bildungssystemen so angenommen werden, wie sie sind und denen man eine ihrem Wesen entsprechende Chance gibt, werden diese Chance auch ohne staatliche Zwangsmaßnahmen ergreifen. Darauf können wir vertrauen. Fehlen diese echten individuellen Chancen, werden auch Zwangsmaßnahmen keinen Erfolg bringen, das zeigen auch die vielen tausend Kinder, die jedes Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen. Der Erfolg von Fernschulen wie der Deutschen Fernschule für Auslandsdeutsche und der Flex-Fernschule für Schulverweigerer und Jugendliche, die aus Schulen komplett ausgeschlossen wurden, weist in diese Richtung.

Daher fordern Betroffene sowie die Mitarbeiter und Unterstützer verschiedener Organisationen, die sich für Bildugsfreiheit einsetzen, die Verantwortlichen im Bildungswesen auf: „Lasst endlich Lernen ohne Schulzwang und Bildung ohne Schulbesuchspflicht Realität werden!“ Genauso wie dies in vielen anderen europäischen und außereuropäischen Ländern heute schon Realität ist, wie beispielsweise beim PISA-Sieger Finnland.

———

*)

Fußnote: [Gesetzestexte wie hier]

20. Juni 2008

WELTFLÜCHTLINGSTAG

Filed under: Gedenktag — Schlagwörter: , , , , , , , , — eljascha @ 10:04 am

20. Juni: Weltflüchtlingstag, bis 2000: Tag des afrikanischen Flüchtlings UNHCR, seit 1995

Weltflüchtlingstag: Was heißt es, Flüchtling zu sein?

Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. An diesem Tag machen die Vereinten Nationen weltweit darauf aufmerksam, was es heißt, Flüchtling zu sein. Das Flüchtlingsproblem war im 20. und ist im 21. Jahrhundert eine der Konstanten der Weltpolitik. Fluchtbewegungen werden häufig durch Kriege, teils auch durch politische Repression oder sonstige problematische Lebensverhältnisse ausgelöst. Heute gibt es verschiedene völkerrechtliche Regelungen, die aber allein nicht ausreichen, um das Problem einzudämmen oder zu lindern. Neben der Linderung des Leids von Flüchtlingen muss die Beseitigung von Fluchtursachen ganz oben auf der Agenda einer sinnvollen Flüchtlingspolitik stehen.

Flüchtlinge sind Personen, die durch politische (Zwangs-)Maßnahmen, Kriege und existenzgefährdende Notlagen veranlasst wurden, ihre Heimat vorübergehend oder auf Dauer zu verlassen. Dieser Begriff schließt im weiteren Sinn neben Emigranten auch Vertriebene, Zwangsumgesiedelte, Deportierte und in fremde Gebiete verschleppte Zwangsarbeiter ein.

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Quelle: Brockhaus

Flucht und Emigration aus Deutschland aufgrund von Problemen mit der deutschen Schulbesuchspflicht

In Zusammenhang mit dem Thema Schulpflicht und Schulzwang soll darauf verwiesen werden, dass jedes Jahr etliche Familien Deutschland verlassen, weil sie hier ihren Kindern nicht die ihnen am besten angemessene Bildung zukommen lassen können. Weder die Eltern noch die Kinder selbst haben in Deutschland das Recht, den Bildungsweg als Sorgeberechtigte bzw. nach eigenem Gutdünken frei zu wählen. Bildung untersteht einem so postulierten staatlichen Auftrag und den damit verbundenen staatlichen Kontrollen und Vorschriften, und letztere lassen alle schulbesuchsfreien Bildungswege nicht zu.

Lesen Sie dazu folgende Artikel über zwei betroffene Familien:

5. Juni 2008

WELTUMWELTTAG

Filed under: Aktionstag, Gedenktag — Schlagwörter: , , , , , , , , , — eljascha @ 7:30 am

05. Juni: Weltumwelttag, UNEP, seit 1972

Der Welt-Umwelttag wurde am 5. Juni 1972, dem Eröffnungstag des ersten Weltumweltgipfels in Stockholm, vom United Nations Environment Programme (UNEP – Umweltprogramm der Vereinten Nationen) ausgerufen. Seither finden an diesem Tag jährlich in weit mehr als hundert Ländern weltweit Veranstaltungen und Aktionen statt.

Für Kinder im Alter zwischen drei und zwölf bzw. zwischen acht und zwölf Jahren bietet der BUND (Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. – BUNDjugend) zwei Aktionen an, die während des ganzen Sommers durchgeführt werden können. Das Schöne dabei ist, daß einmal nicht automatisch nur Kindergartengruppen und Schulklassen, sondern auch Einzelpersonen und beliebige Gruppen jeglicher Größe angesprochen sind, daran teilzunehmen.

Foto: PIXELIO / Kurt Bouda

Nähere Informationen gibt es:

  • hier zum Umwelt-Kinder-Tag: Kinder, die zwischen dem 1. Mai und dem 1. September 2008 einen solchen Umwelt-Kinder-Tag gestalten und ihre Veranstaltung dokumentieren, können sich an einem Wettbewerb beteiligen.
  • hier zum NaturTageBuch: Wer ein solches NaturTageBuch erstellt und bis spätestens 31. Oktober 2008 einsendet, nimmt damit ebenfalls an einem bundesweiten Wettbewerb teil.

Ich würde mich freuen, wenn ich Rückmeldungen darüber erhielte, falls Ihr Euch durch den Hinweis auf diesem Blog dazu entschlossen habt, an einer der beiden Aktionen (oder gar beiden?) teilzunehmen. Gerne präsentiere ich hier, was Ihr unternommen habt oder weise auf entsprechende Versanstaltungen hin.

eine weitere BUND-Aktion:

Rettungsnetz Wildkatze

mehr dazu …

Lesen Sie mehr zum Weltumwelttag:

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